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7. März 2017 | Westfalen Blatt | Klaus-Peter Schillig

Was Ältere sich wünschen

Neues Netzwerk setzt sich für Interessen von Senioren ein
Werther (WB). Es betrifft junge Menschen, die zu Hause ausziehen wollen, es betrifft
aber auch viele Ältere: bezahl­barer Wohnraum in der Innen­stadt. Das ist nur ein Thema, das sich das »Netzwerk Älter in Werther« vorgenommen hat.
Ingeborg Fuhrmann und Bettina Hartung-Klages haben die (noch) kleine Gruppe im vergangenen Oktober gegründet, haben Kon­takt gesucht zu Institutionen und Einrichtungen, die in der Alten­arbeit unterwegs sind. Die ersten Fäden sind gespannt im Netzwerk, die Zahl der Akteure wächst ste­tig. Sie treffen sich immer am ers­ten Donnerstag des Monats um 19 Uhr im Haus Werther.
Hier kommt auf den Tisch, was ältere Menschen in Werther sich wünschen, wovon sie träumen, was gebraucht wird, was stört, was gut ist und was dringend ver­bessert werden muss in einer ländlichen Kleinstadt.
Da taucht es immer wieder auf, das Thema Wohnungen. Ingeborg Fuhrmann erzählt von Nachbarn in Häger, die sich mit Blick auf ihre Jahre trennen möchten von Haus und Garten und gern in eine Wohnung in der Innenstadt um­ziehen. »Aber die finden nichts«, sagt Fuhrmann. »Die Wohnungen sind auch oft zu groß«, ergänzt Sonja Buschmann von Daheim e.V. das Problem allein lebender Men­schen.
Schon das nächste Stichwort: Allein muss nicht sein im Alter: »Man sollte sich im Alter noch selbst versorgen können, selbst­bestimmt wohnen können, Ge­meinschaft erleben und soziale Kontakte pflegen«, wünscht sich Bettina Hartung-Klages, Dozentin an der Fachhochschule Bielefeld. Wenn die Kinder weit weg woh­nen, ist gegenseitige Hilfe gefragt - eine »Sorgegemeinschaft«, in der die Menschen voneinander profitieren. Das aber funktioniere vor allem unter denen, die schon immer in einem Ort zusammen leben, ergänzt Irene Below vomNetzwerk »Wir für uns - anders Altern«.
Die Gruppe hat schon mal Be­standsaufnahme gemacht in der Stadt und auch den Masterplan des Landes zu altersgerechten Quartieren ausgewertet. Stich­worte wie »demenzsensible Städ­te« stammen aus diesem Pro­gramm und sind gar nicht so kom­pliziert. Da geht es um die Verkäu­ferin, die darauf achtet, dass die alleinstehende Frau nicht jeden Tag ein ganzes Paket Wurst kauft oder den anderen Laden. Da geht es auch um mobile Versorgung auf dem Land. Um den Haus- und den Facharzt, der auch zum Pa­tienten kommt.
Ingeborg Fuhrmann nennt aber auch ganz einfache Dinge, die das Leben im Alter erleichtern. Fahr­spuren für Rollatoren (und Kin­derwagen) im holprigen Straßen­pflaster, Toiletten am Busbahn­hof, mehr Bänke für Ruhepausen. Und am Ende steht der· Wunsch, in Werther ein Seniorenbüro einzu­richten, in dem alle Informationen rund ums Älterwerden zusam­menfließen, wo unabhängig bera­ten wird, wo man auch Tipps be­kommt für Veranstaltungen, für gleichgesinnte Gruppen.
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